TEET R A N S  E U R O P  E X P R E S S

FS-TEE ALn 448/442
Storia
Geschichte der italienischen TEE Diesel-Schnelltriebwagenzüge

Recherchiert und zusammengestellt von Alwin Hierl


Die ersten TEE-Triebwagen Italiens – ein Stück unvergessliche Eisenbahngeschichte

Zu Beginn der 1950er Jahre wuchs Europa wieder zusammen. Durch den steigenden Geschäfts- und Urlaubs-Reiseverkehr stieg im Nachkriegseuropa auch wieder der Bedarf an schnellen und komfortablen Verkehrsverbindungen zwischen den wichtigsten Metropolen. So wurde 1954 auf Anregung des damaligen Präsidenten der Niederländischen Eisenbahnen, F. Q. de Hollander, von der UIC die COMMISSION TEE mit Sitz in Den Haag / NL gegründet. Die TEE-Züge der beteiligten Staatsbahnen DB (Deutschland), FS (Italien), SBB (Schweiz), SNCF (Frankreich), NS (Niederlande), SNCB (Belgien), CFL (Luxemburg) sollten in Komfort und Service an die Glanzzeiten internationaler Züge wie z.B. den berühmten "Rheingold" anknüpfen und gegen die immer stärker aufkommenden innereuropäischen Flugverbindungen konkurrenzfähig sein.
Die geplante gemeinsame Entwicklung und Beschaffung von Fahrzeugen scheiterte jedoch an nationalen Interessen. So wurden von den 7 beteiligten Staatsbahnen 4 verschiedene TEE-Triebwagenzüge entwickelt:
DB: VT 11.5 (ab 1968: BR 601), 2 Triebköpfe, max. 8 Sitzwagen.
SBB/NS: RAm I/DE 4, Maschinenwagen und 3 Sitzwagen.
SNCF: RGP 825, Motorwagen und unmotorisierter Steuerwagen
FS: ALn 442/448, 2 motorisierte Triebwagen

Diese mussten gemäß Vereinbarung u.a. einen hohen Reisekomfort, Zugrestaurant und eine Reisegeschwindigkeit nicht unter 140 km/h (70 km/h bei 1,6% Steigung) garantieren, sowie grenzüberschreitend ohne Traktionswechsel einsetzbar sein. Höhere Geschwindigkeiten wären schon wegen des oft schlechten Zustands der Nachkriegsgleise oder der oft kurvenreichen Strecken nicht möglich gewesen.
Das gemeinsame Kennzeichen aller TEE-Fahrzeuge war der bordeauxrote und cremefarbene Anstrich (die Farbnuancen changierten später etwas), die rote Aufschrift "Trans Europ Express" und das silberne TEE-Emblem. Wegen unterschiedlichster Stromsysteme, soweit überhaupt schon eine Elektrifizierung vorhanden war, kamen nur Dieseltriebzüge in Frage.
Viele Strecken Oberitaliens, besonders in Ligurien, z.B. Mont Cenis-Linie (Frejus-Tunnel) und der italienische Teil der Brennerstrecke waren noch mit 3-Phasen-Wechselstrom elektrifiziert (”Trifase” mit 2 Oberleitungsdrähten), einige Strecken in Italien und Frankreich bereits mit Gleichstrom, in Frankreich gab es teilw. sogar noch Strecken mit dritter seitlicher Stromschiene. Gleichzeitig waren bis ca. 1975 auch noch zahlreiche Dampfloks im Regeleinsatz.
Die Dieseltraktion steckte praktisch noch ziemlich in den Kinderschuhen: Die ersten kleinen Diesel-Schienenbusse fuhren in Italien auf Nebenstrecken ab ca. l930–1938, die ersten Strecken-Dieselloks ab ca. 1956. Bei anderen europäischen Bahnverwaltungen war’s nicht wesentlich anders, wobei Deutschland wie auch bei den TEE-Triebwagenzügen eine technologische Vorreiterrolle hatte.
Der Autor dieses Beitrags (geb. 1956) malte übrigens als Kind auf die Rückseite von alten Konstruktionszeichnungs-Lichtpausen der ersten DB-Dieselloks, die der Vater konstruierte.

1955 beauftragte die FS den italienischen Bahnfahrzeuge-Hersteller BREDA FERROVIARIA S.p.A. (Werk/Stabilimento di Sesto San Giovanni) für die Entwicklung und den Bau von sieben TEE-Dieseltriebzügen (ALn 448 /442,  Nummern 201 bis 207).
Die Konstruktion wurde von den bewährten FS Diesel-Nahverkehrs-Triebwagen ALn 880 (Bj. ab ca. 1950) abgeleitet.
Die erste TEE-Triebwageneinheit war im Juli 1957 fertiggestellt. Die anderen wurden nach und nach bis Anfang 1958 ausgeliefert.
1957 wurden zwei weitere Kompositionen beauftragt (ALn 442-448, Zugnummern 208 und 209), sowie vier Mittelwagen (Ln 60, Nummern 201 bis 204). Schon bei den Testfahrten stellte sich jedoch heraus, dass die Mittelwagen Ln 60 die Geschwindigkeit und Leistung der Kompositionen zu sehr beeinträchtigten, trotz der für damalige Verhältnisse relativ hohen Motorleistung der beiden Triebwageneinheiten. Die Mittelwagen wurden deshalb nach kurzem Einsatz mit den Triebwagen ALn 442-448 als normaler Schnellzug im Sommerfahrplan 1958/59 auf der flachen Verbindung Torino–Milano–Verona–Venezia–Trieste abgestellt, dann zw. 1964 und 1970 für Elektrotriebzüge technisch modifiziert, in Castano-Isabella-Braunfarbtönen umlackiert, und fanden, neu bezeichnet als Le 602 001 bis 004 zur optionalen Verstärkung von ALe 540 und 660 Elektrotriebwagen-Nahverkehrszügen hauptsächlich im Veneto Verwendung (DL Mestre).
Am 25. März 1957 wurde der Gründungsvertrag der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) in Rom unterzeichnet, die Basis der späteren EU.
Ca. 2 Monate später, am 2. Juni 1957 war der offizielle Beginn des TEE-Zeitalters.
Die ersten 10 TEE-Zugpaare gingen in Europa an den Start.
Allerdings erstmal ohne die FS-TEEs:
Die FS-Triebwagen wurden erstmals mit dem Winterfahrplan 1957 eingesetzt: 
TEE "LIGURE" (Milano–Genova– Marseille) wegen erforderlicher Testfahrten verspätet ab 12. August 1957,  TEE "MEDIOLANUM" (Milano–München), mit Verspätung erst ab 15. Oktober 1957,  TEE "LEMANO" (Milano–Domodossola–Simplon–Brig–Lausanne– Genf) ab 1. Juni 1958,  TEE "MONT CENIS" (Milano–Lyon via Frejus-Tunnel-Strecke) ab 1960, zuvor mangels italienischer Triebzüge mit den französischen RPG 825 oder den TEE RPG 825 betrieben, einer Weiterentwicklung bereits existierender SNCF-RPG 825 Schnelltriebwagen, die nach TEE-Kriterien modifiziert wurden.
In den ersten Betriebsjahren wurden die FS-TEE-Triebwagen zeitweilig auch als Doppel-Einheiten (= 4 Wagen) und hauptsächlich auf den italienischen Teilstrecken buntgemischt zusammen mit anderen FS-Diesel- und Gleichstrom-Elektro-Triebwagenzügen geführt (besonders MEDIOLANUM und LIGURE). Letzteres wurde von der TEE-Kommission missbilligt und deshalb wieder eingestellt.
Die Hakenkupplungs-Verbindungen befanden sich unter abnehmbaren Abdeckungsklappen.
Alle TEE-Umläufe verkehrten grundsätzlich mit zwei Lokführern. An der Grenze übernahm der jeweils ”einheimische” Triebfahrzeugführer, der andere begleitete den Zug als ”Maschinenwart”.

Die 4 Zugläufe der FS-TEE-Dieseltriebzüge:
MEDIOLANUM” (Mailand - München Hbf., 1957 bis 1969),
LIGURE” (Mailand - Marseille bzw. Avignon, 1957 - 1972),
MONT CENIS” (Mailand - Lyon, 1960 - 1972),
LEMANO” (Mailand - Genf, 1958 - 1972).
Der Unterschied der Triebwagen bestand nur in den entsprechenden Texten der beleuchteten Zuglauftafelkästen.
TEE-Zuglauftafeln

FS-TEE "MONT CENIS" (Milano – Lyon, 462 km) 
Ab 2. Juni 1957:  Da die FS-TEE nicht rechtzeitig fertiggestellt wurden, Betrieb mit einer Einheit des französischen Schnelltriebwagen (nicht TEE-) RPG 825. Ab 29. Mai 1960 dann mit einer Einheit des FS-TEE.
Zwischenhalte: Torino P.N. (teilw. Torino P.S.) – Ulzio – Bardonecchia – (Frejus-Tunnel, 13.657 m Länge) – Modane – Saint Jean de Maurienne – Chambery.
Der Name stammt vom Bergmassiv ”Mont Cenis”, das vom Frejus-Tunnel unterquert wird, und über das die Staatsgrenze verläuft. Durch die langen steilen Rampenstrecken bis zu den Tunnelportalen besonders auf der italienischen Seite stießen die Triebwagen wie auch auf der Brennerstrecke antriebstechnik-bedingt an ihre Leistungsgrenze. Abfahrt in Mailand anfangs um 7: 25 Uhr, Ankunft in Lyon um 12:49 Uhr. Rückfahrt um 18:00 Uhr, Ankunft in Mailand um 23:22 Uhr.
Das Fahrgastaufkommen dieser TEE-Strecke war nicht übermäßig hoch.

FS-TEE "LIGURE" (Milano– Marseille, 549 km)
1957–1969 bis Avignon (ges. 670 km).
Ab 12. August 1957.
Abfahrt anfangs um 6:25 Uhr in Mailand, Ankunft in Marseille St. Charles um 13:30 Uhr. Rückfahrt um 16:45 Uhr, Ankunft in Mailand 24:00 Uhr. Zwischenhalte: Genova P.P. (Genua), Savona, Imperia P.M., Sanremo, Ventimiglia, Monaco, Nice-Ville (Nizza), Antibes, Cannes, St. Raphaël, Toulon. Im Grenzbahnhof Ventimiglia wechselten die italienischen bzw. französischen Lokführer.
Der Name stammt von der italienischen Region Liguria (Ligurien, am ligurischen Meer).
Die landschaftlich meist sehr schöne Strecke führte kurvenreich oft unmittelbar an der ligurischen bzw. französischen Mittelmeerküste entlang. Im Gegensatz zu den anderen TEE-Verbindungen wurde der TEE ”LIGURE” aufgrund des hohen Fahrgastaufkommens teilweise auch mit 2 zusammengekuppelten FS-TEE-Triebwageneinheiten geführt, später auf dem italienischem Streckenbereich bis Ventimiglia zeitweise verstärkt durch den Mehrsystem-Triebwagen ALe/Le 840 (Spezialausführung für Gleichstrom und 3-Phasen-Drehstrom, da viele Strecken Oberitaliens noch mit Drehstrom elektrifiziert waren).

FS-TEE "LEMANO" (Milano – Genf, 371 km)
Ab 1. Juni 1958.
Der Name ist von ”lago Lemano” (lac Léman / Genfer See) abgeleitet.
Zwischenhalte: Domodossola – (Simplontunnel, ca. 19.800m Länge) – Brig – Lausanne, zeitweise Sion.
Die Strecke führte u.a. teilweise am Lago Maggiore und Genfer See entlang.
Abfahrt in Mailand anfangs um 9:05 Uhr, Ankunft in Genf 13:18 Uhr. Rückfahrt 19:40 Uhr, Ankunft in Mailand 23:45 Uhr.
Die TEE-Verbindung Lemano wurde wohl hauptsächlich von Geschäftsreisenden genutzt, und war die erste, die nach dem Ende der TEE-Zeit mit lokbespannten Zügen und den neuen bordeauxrot-cremefarbenen FIAT Gran Confort-Wagen geführt wurde (ab 28. Mai 1972).

FS-TEE "MEDIOLANUM" (Milano – München, 593 km):   
Ab 15. Oktober 1957.
Der Name "MEDIOLANUM" stammt vom lateinischen Name für "Mailand".
Ab Winterfahrplan 1957/58 bis Winterfahrplan 1966/67:  1 Verbindung pro Tag.
Abfahrt Mailand 6:00 Uhr. Grenzaufenthalt 15 Min.am Brenner, Ankunft München 13:34 Aufenthalt in München, dann Rückfahrt um 15:45 Uhr, Ankunft Mailand 23:05 Uhr.

Halt nur in Milano, Verona, Trento, Bolzano, Brennero, Innsbruck, Kufstein, München Hbf.  
Im Sommerfahrplan bis 1968 auch Rovereto (wg. Gardasee).
Die Fahrzeit von ca. 7,3 Stunden (inkl. Halte) für 593 km entsprach ca. der Reisezeit heutiger EC/IC-Züge (inkl. Halte). Die z.T. ziemlich steile Brenner-Nordrampe (= österreichischer Teil) wurde bei max. 40–50 km/h unter reichlich Dieselqualm- und Lärmentwicklung knapp an der Leistungsgrenze absolviert und erforderte zuletzt Vorspannleistungen mit ÖBB-Elloks. Zum Glück für die Fahrgäste hatte die Brennerstrecke damals nur wenige und relativ kurze Tunnels...! Die geforderten 140 km/h wurden in der Ebene jedoch mühelos erreicht.
Da die Fahrqualität des ALn 448 / 442 auf den steilen Brennerstrecken auf Grund der Untermotorisierung und Überbeanspruchung immer mehr zu wünschen übrig ließ, fuhr am 31. Mai 1969 nach 12 Jahren TEE-Dienst zum letzten Mal einer der FS -Triebwagen ALn 442 / 448 als  TEE "Mediolanum" über den Brenner.
Die TEE-Verbindung München–Mailand wurde dann 1969–1972 von einem VT 11.5 der Deutschen Bundesbahn (BR 601) übernommen, der jedoch trotz der Reduzierung auf max. 5 Zwischenwagen auf der Brennerstrecke mit überhitzten Bremsen kämpfte: Nach der Talfahrt stand er mit glühenden Bremsklötzen im Bahnhof Innsbruck. Die Fahrzeit konnte im Vergleich zu den FS-TEE um ca. 1 Std. verkürzt werden.
Er wurde wie auch früher schon die Direktverbindung München–Venedig (“GONDOLIERE” 1962–1966, mit zwei FS Dieseltriebwagen ALn 773) durch ellokbespannte Züge mit normalen Reisezugwagen ersetzt, schon um dem inzwischen stark gestiegenem Fahrgastaufkommen zu entsprechen.  
Auf den anderen TEE-Strecken jedoch waren die ALn 442 / 448 - Triebwagen noch bis ca. 1972 als TEE in Betrieb. 
Mit der Einführung des Intercity-Systems 1971 mit 1. und 2. Wagenklasse wurden die TEE-Züge bzw. -Verbindungen darin integriert, liefen jedoch z.T. weiterhin zumindest per Deklaration als TEE-Züge mit teilw. speziell rot-cremefarben lackierten TEE-Wagen. Auch die FS besaß solche Wagen (FIAT ”Gran Confort” Tipo 1969–1969 T), die regelmäßig auch München erreichten. Die TEE-Verbindung "Mediolanum" bestand bis 2. Juni 1984.  
Ab spätestens 1987 gab es international nur noch INTERCITY- bzw. EUROCITY-Züge.

Historisches Bildmaterial, zur Verfügung gestellt von Herrn Heinrich Weisz,
ÖBB-Fahrdienstleiter a.D., Innsbruck
ALn773 Kirchbichl 1962
FS ALn 773 "Gondoliere" bei der Durchfahrt durch den Bahnhof Kirchbichl (Juli 1962).
Diese Diesel-Triebwagen-Garnitur verkehrte ab Sommer 1962 von München Hbf nach Venedig.
Wurde ab 1966 durch lokbespannte Züge mit normalen Reisezugwagen ersetzt.
FS TEE MediolanumKufstein 1962
Doppelgarnitur FS ALn 442/448 ca 1963 bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Kufstein in Richtung München. Man beachte die italienische Zugschlusstafel. Da die TEE-Triebwagen erstmals im Oktober 1957 fast zeitgleich mit dem Start des ersten russischen Satelliten Sputnik den Betrieb aufnahmen, wurden sie im Eisenbahnerjargon manchmal "Sputnik" genannt.
DB VT 11 Kufstein1969
TEE VT 11.5 (BR 601) der DEUTSCHEN BUNDESBAHN bei Probefahrten am 17. Januar 1969 im Bahnhof Kufstein


Die FS-ALn 448 / 442 - Triebwagen waren bis 1972 (Übergang der TEE-Züge in INTERCITY-Verbindungen) im TEE-Einsatz.
Im Gegensatz zum Prestigeobjekt VT 11.5 (BR 601) der DEUTSCHEN BUNDESBAHN und der 5 TEE-Triebwagenzüge RAm I (SBB-CFF-FFS) bzw. die baugleichen DE 4 (NS) waren die italienische TEE-Triebwagenzüge wie auch die französische RPG 825 nicht nur wegen der fehlenden Klimaanlage vergleichsweise spartanisch ausgestattet.
Wobei im Jahr 1956 im Nachkriegs-Italien allerdings nicht nur bei der Staatsbahn noch lange Zeit andere wirtschaftliche Verhältnisse und Ansprüche herrschten als im aufkeimenden "Wirtschaftswunderland" Deutschland: Sparsamkeit war oberstes Gebot.
Luxuszüge hatten deshalb bei der FS und SNCF nicht gerade die erste Priorität.
Offenbar war auch das geringe TEE-Platz-Angebot auf den ersten italienischen TEE-Strecken ausreichend. Reisen war noch kein Massenphänomen und allzu oft eher unfreiwillig.
Der TEE-Fahrpreis war nicht gerade billig: 1.Klasse mit TEE-Zuschlag. Geschäftsleute, bzw. wer sich's leisten konnte, wählte außer für kürzere Distanzen wohl auch schon damals lieber das Flugzeug nach Mailand, Rom oder Neapel als die vergleichsweise langsame und unkomfortable Bahn, auch wenn diese damals dank Wetter-Unabhängigkeit zuverlässiger war. Rom war anfangs noch nicht per TEE-Zügen erreichbar.  
Ab Mailand etc. verkehrten jedoch etliche andere schnelle Premium-Schnellzüge, z.B. der luxuriöse grün-hellgraue Triebwagenzug ETR 300 »SETTEBELLO« (ab 1974 auch als TEE deklariert).

Die Fahrt mit einem TEE hatte zu allen Zeiten immer einen Touch von Exklusivität und Luxus, schon weil es bis 1971 nur teure 1.Klasse-Plätze gab.
Der ALn 448 / 442 Schnelltriebwagenzug war mit seiner auch heute noch modern und elegant wirkenden Formgebung ein optisches Highlight auf den italienischen Gleisen, und ist es auf jeder Modellbahnanlage!


Nach dem Ende ihres TEE-Einsatzes ab 1. Oktober 1972 wurden die acht verbliebenen FS-ALn 448 / 442 - Züge auf inländisch-italienischen Verbindungen als Schnellzüge eingesetzt. 
Alle TEE-Embleme und Schriftzüge wurden entfernt, die rot–creme-Farbgebung jedoch beibehalten. 1972 erfolgte auch die Umbezeichnung von 6- auf 7-stellige UIC-Nummern, die jetzt teilw. auch unten auf der Vorderfront angebracht wurden (vorher vorne ohne Nummern-Beschriftung): Anfangs weiße, schwarz schattierte Buchstaben, schmale Type, später warmgelb mit roter Schattierung und dann teilw. breitere Schrifttype (Museumsausführung). Die Bezeichnung der Triebwagen lautete jetzt: ALn 448/442, Serie 2000.  Einige ehem.FS- TEE-Triebzüge bedienten noch kurzzeitig die Verbindung Mailand–Lyon. Dann wurden alle Züge nach Süditalien auf die nichtelektrifizierte ionische Strecke Bari – Reggio di Calabria verlegt. Ab ca. 1974/75 kamen sie in den Norden zurück (Depot Pavia, dann Treviso) und wurden bis 1979 umgebaut: Hauptsächlich wurde die nicht mehr benötigte Küche des ALn 442 und das Abteil für den Zollbeamten entfernt, entspr. größere Fenster etc. eingebaut. Dadurch konnte die Anzahl der Sitzplätze von 42 auf 60 erhöht werden. Deshalb wurde die Klassifikation auf ALn 460 geändert (die Typnummern älterer FS-Triebwagen beinhalten meist die Anzahl der Sitzplätze). Das Metall-TEE-Schild auf den Frontseiten wurde durch ein plastisches FS-Flügelsignet oder FS-Buchstabensignet aus Metall ersetzt.
In diesem Erscheinungsbild kamen sie z.B. im Expresszug ”Cadore” (nur 1.Klasse) sowie als normale Schnell- und Lokalzüge (1. und 2. Klasse, teilw. zusammengekoppelt mit anderen Triebwagentypen) neben lokbespannten Zügen auf der touristisch-landschaftlich interessanten Strecke Venezia – Calalzo / Pieve di Cadore (mit Busverbindung zum ehem. Olympia-Wintersportort von 1956 Cortina d’Ampezzo, Dolomiten/3 Zinnen) und als ”Freccia delle Dolomiti” zwischen Milano und Calalzo zu späten Ehren, nach wie vor in optisch stets gut gepflegtem Zustand. Bei den Fahrgästen sehr beliebt, beim Personal wegen häufig erforderlichem Kühlwasser- und Motoröl-Nachfüllen etc. nicht immer. Bald wurden sie auf dieser Strecke jedoch durch die wenig eleganten aber moderneren und pflegeleichteren Diesel-Triebzüge ALn 663 und ALn 668 abgelöst. Zuletzt waren sie nach über 25 Dienstjahren in einigen Bahnhöfen der Linien Trento – Venezia und Padova – Calalzo jahrelang bis zur Verschrottung ab 1983 bis 1999 abgestellt. Lediglich ein Zug (Nr. 2008) wurde seither für gelegentliche Sonderfahrten bereitgehalten.
Die Komposition ALn 448 / 460 Nr. 2008 ist bis heute erhalten, ist jedoch z.Z. im privaten Ausbesserungswerk Magliola di Santhià (zw. Mailand und Turin) zusammen mit anderen Lok-Klassikern der FS wegen erforderlicher Reparaturen nach einem kleinen Unfall mit einer Rangierlok für eine komplette äußerliche und technische aber wohl nicht mehr betriebsfähige Restaurierung abgestellt (Stand 2007).
Eine einzelne Triebwageneinheit ALn 448.2007 stand zusammen mit anderen ital. Eisenbahnfahrzeugen aller Epochen in einer Halle des Museo della Scienza e Tecnica, Milano, wurde jedoch leider Ende 2008 wegen Asbestpartikel-Freisetzung verschrottet. Lediglich einige mechanische Komponenten werden als Ersatzteile für die letztverbliebene Triebwageneinheit erhalten. Alle verbliebenen Fahrzeuge trugen zuletzt keine TEE-Beschriftung.


Technische Daten des Vorbilds:
Anzahl gebaute Fahrzeuge:  9 Doppel-Garnituren,
4 Zwischenwagen (nicht im regulären TEE-Einsatz)
Länge über Puffer (2 Triebwagen): 56,15 m
Anzahl Dieselmotoren: 2
(jede Wagen-Einheit hat einen Antriebsmotor, der via Kardanwelle das jeweils vordere Drehgestell antrieb)
Betriebsgewicht: 104 t
Drehgestell-Achsabstand: 3 m
Reibungsgewicht: 54 t
Aktionsradius: 1800 km
Nennleistung der Triebmotoren: 2 x 360 kW (= 2x 490 PS, 1 kW = Kilowatt = 1,36 PS).
(zum Vergleich: heutige Motore größerer LKW haben ca. 300 bis über 500 PS,  DB VT 11.5 hatte 2x 1100 PS)
Horizontal eingebaute Unterflur-12-Zylinder-Boxermotore (platzsparend niedrige Einbauhöhe, Wartung von außen möglich)
Zusätzlicher Hilfs-Dieselmotor, um die elektrischen Einrichtungen etc. ( z.B. Kochherd, Kühlschrank) während der Standzeiten (z.B. Grenzaufenthalte und Wartezeit bis zur Rückfahrt) aufrecht zu erhalten.
Hydraulik-Getriebe, 5 Getriebestufen.
Höchstgeschwindigkeit gemäß TEE-Richtlinien: 140 km/h
Sitzplätze (TEE):  ALn 442:  42,   ALn 448:  48
Bezeichnungen für die italienischen TEE-Strecken bzw. -Züge:
Mediolanum”,  ”Ligure”,  ”Lemano”,  ”Mont Cenis
(die Triebwagen unterschieden sich nur durch den Text auf der Zuglauftafel)
”R587”,  R590”  für die 1958/1959 kurzzeitig betriebene Schnellzug Verbindung Torino – Trieste.
Einsatzzeit im TEE-Verkehr: 1957 – 1972
ALn 442 = Wagen mit Küche (jedoch kein spezieller Restaurantbereich: die Speisen wurden wie bei den französischen TEE RGP 825 wie im Flugzeug von einem Kellner am Platz serviert). Nach der TEE-Zeit wurde die Küche entfernt und durch Sitzplätze ersetzt, passende größere Fenster etc. eingebaut und wegen der jetzt erhöhten Sitzplatz-Anzahl umbenannt zu ALn 460. Lediglich die Einheit Nr. 2002 behielt die Küche. Die Grenzkontrollen fanden im Gegensatz zu sonstigen Gepflogenheiten im fahrenden Zug statt, um die langwierigen Grenzaufenthalte einzusparen. Für die Zollbeamten gab es ein kleines Abteil neben der Küche.

Unfälle:
Der Betrieb der FS-TEE-Triebwagen verlief weitestgehend ohne schwerwiegende Personen-Unfälle. Zwei Einheiten wurden während des TEE ”LEMANO”-Einsatzes bei Unfällen verloren: Der ALn 442 202 wurde am 8. August 1969 durch einen Brand im Simplon-Tunnel zerstört, der ALn 448 207 bei einem Zusammenstoß mit einer Rangierlok am 30. November 1971 im Schweizer Bahnhof Leuk. Die beiden verbliebenen intakten Einheiten wurden mit den Einheiten von Zug Nr. 209 neu zusammengestellt, behielten jedoch die ursprünglichen Nummern ALn 442 202 und ALn 448 207 bei.
Mediolanum TEE 208: Bei einem Frontalzusammenstoß mit ÖBB-Lok 1110.01 am 23. Sept. 1964 bei Kufstein wurde der Führerstand des TEE und der Lok plattgedrückt. Trotz starker Schäden an Lok und Triebwagen wurden die Lokführer jedoch nur geringfügig verletzt. Der Triebwagen wurde repariert und ist sinnigerweise heute noch erhalten. Wenn auch wg. Umnummerierung nicht mehr unter der Original-Zug-Nr.

.

Nachtrag von einem Leser zum D 72/73 GONDOLIERE Venedig – München – Venedig:
Den Zug gab es sogar schon mindestens seit dem Sommerfahrplan 1960. Er verkehrte damals unter den gleichen Nummern als Zug, und vom 25.6. bis 12.9.1960 als Triebwagen (beide platzkartenpflichtig).
DT 73   München Hbf. 7.00 – Kufstein 8.05/15 (TS 73) – Innsbruck 9.05/07 – Brennero (Brenner) 9.50/58 (347) – Bolzano (Bozen) 11.14 – Trento (Trient) 11.51 – Verona 12.53 – Venezia (Venedig) SL 14.12
DT 72   Venezia SL 15.35 (348) – Verona PN 16.54 – Trento 17.51 – Bolzano 18.29 – Brennero 20.00/10 (TS 72) –Innsbruck Hbf. 20.47/49 – Kufstein 21.41/50 (DT 72) –München Hbf. 23.03.

Quelle: Kursbuch der Deutschen Reichsbahn (DDR!), Sommerfahrplan 1960, Tabelle E1).
TS = Triebwagenschnellzug (ÖBB)
DT = Schnelltriebwagen (DB)

.

Weitere Informationen und Fotos zu den internationalen TEE-Fahrzeugen und TEE-Strecken finden Sie in der inzwischen relativ umfangreichen Fachliteratur (Bücher und Zeitschriften-Specials) sowie vielen WEBseiten. Siehe dazu auch unsere TEE-WEB-Link-Liste.

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